Audio:
Um
1500 gehörte das Waldgebiet südlich des Frankfurter
Stadtwaldes dem Grafen von Ysenburg-Büdingen. Durch eine
Erbteilung entstanden
die Linien Birstein und Ronneburg. Die Grenze zwischen beiden Linien
verlief
hier, an der späteren Territorialgrenze. 1600 verkaufte der
letzte
Ysenburg-Ronneburger Graf das Amt Kelsterbach mit Langen und Egelsbach
an den
Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Von diesem Zeitpunkt an wurde der
Hessen-Darmstädtische Wald „Mitteldick“
genannt.
Der
Ysenburg-Birsteiner Forst wurde „Oberwald“
genannt, der westliche Teil davon hieß
„Gehspitz“. Das Gebiet hatte seinen
Namen von der Form des Ysenburgischen Besitztums: Es bildete einen
Keil, eine
gähe (d.h. jähe) Spitze zwischen Frankfurter und
Hessischem Territorium. Daher
auch die synonyme Bezeichnung Gehespitz.
Durch
das Gebiet verlief die Geleitstraße zwischen
Oppenheim und Frankfurt, die heutige B 44. Um 1700 genehmigte der
Ysenburger
Graf die Errichtung eines Wirtshauses mit zugehöriger
Landwirtschaft an dieser
Geleitstraße und etwas später auch den Bau einer
Ziegelei, in der der dort
anstehende Lette zu Ziegeln gebrannt wurde. Sowohl der
landwirtschaftliche
Betrieb als die Ziegelei liefen nicht gut, es gab häufigen
Pächterwechsel. 1872
übernahm die Firma Holzmann das Gelände und betrieb
dort mit größerem Erfolg
die Ziegelei. Die weitere Geschichte ist bekannt: die Holzmann AG ging
2002 in
die Insolvenz und das Gelände wandelte sich zu einem
Logistik-Standort. Die
Wirtschaft „Forsthaus Gehspitze“ fiel dem Ausbau
der B44 in den 1960er Jahren zum
Opfer.
Die
Gehspitz war bis 1937 eine eigenständige
Gemarkung. Im Rahmen der Auflösung von gemeindefreien
Waldgemarkungen kam sie
zusammen mit Teilen des Forstes Ysenburg zur Neu-Isenburger Gemarkung.
Die
ehemalige Territorialgrenze wurde die Westgrenze Neu-Isenburgs. Bei der
Aufteilung der Mitteldicker Gemarkung 1954 durch die hessische
Landesregierung
erhielt Neu-Isenburg den größten Anteil. Seitdem
gehört das Areal auf beiden
Seiten dieses Grenzwegs zur Neu-Isenburger Gemarkung.
Text: Wilhelm Ott, Sprecherin: Kim Bagus, Intro: Ulrich Fogel