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Etwa
500
Meter von hier entfernt plätschert der Hengstbach durch die
Mitteldicker Wiesen.
Noch vor wenigen Jahrzehnten versickerte er vor Zeppelinheim im
Untergrund und trat
einige Kilometer weiter westlich bei Walldorf unter dem Namen Gundbach
wieder
zutage. Heute fließt er wieder an der Oberfläche und
an Zeppelinheim vorbei und
dann entlang der Autobahn. Um den Flughafen herumgeleitet, wechselt er
nun südlich
davon seinen Namen in Gundbach. Dieser vereint sich beim Jagdschloss
Mönchbruch
mit dem Geräthsbach zum Schwarzbach, der bei Geinsheim in den
Rhein mündet.
Das
Quellgebiet des Hengstbachs liegt in der Hundslochwiese unterhalb des
Hexenberges in Dietzenbach. Er durchquert die Dreieicher Ortsteile
Götzenhain,
Dreieichenhain, Sprendlingen und Buchschlag. In seinem Lauf trieb er
früher,
als er noch viel mehr Wasser führte, die Räder von
sechs Mühlen an.
Die
erste
Mühle war die Götzenhainer Gerhardsmühle.
1954 wurde sie durch ein modernes
Wohnhaus ersetzt. Die zweite Mühle am Hengstbach war die
Bergmühle in
Dreieichenhain. Sie beherbergt heute ein renommiertes Restaurant. Die
dritte
Mühle, die Holzmühle, wurde vom Wasser des Hainer
Woogs betrieben. Dort sind
jetzt die Büros einer Softwarefirma untergebracht. Die
Winkelsmühle folgte als
nächste. Sie ist sehr schön renoviert und dient als
Seniorenbegegnungsstätte.
In der fünften Hengstbachmühle, der
Kreuzmühle, wurde 1805 der spätere Gründer
der Philipp Holzmann AG geboren. Nach der Anschaffung einer
Dampfmaschine wurde
das Anwesen auch Dampfmühle genannt. Die letzte Mühle
am Hengstbachlauf war die
Theisenmühle in Sprendlingen. Sie wurde 1986 abgerissen und
durch einen
Neubaukomplex ersetzt.
Der
Sage
nach soll es hier in der Nähe noch eine weitere Mühle
am Hengstbach gegeben
haben: die Waldmühle. Der Waldmüller soll ein
Geizhals gewesen sein, ein
Betrüger, der einen Teil des Korns, das die Bauern zum Mahlen
anlieferten, für
sich abzweigte. Eines Tages kam ein alter Mann an die Mühle
und bat um Mehl für
hungernde Familien. Der Müller lehnte schroff ab. Aber oh
Schreck! In der Nacht
versiegte der Hengstbach, und das Mühlrad stand still. Der
alte Mann kam wieder
und bat um Mehl aus den Vorräten des Müllers. Erneut
lehnte dieser verärgert ab.
In der folgenden Nacht kam ein Gewitter auf, und ein Blitz setzte die
Mühle in
Brand. Vor Zorn und Verzweiflung rannte der Müller in den Wald
und erhängte
sich. Waldarbeiter sollen an dieser Stelle ein hölzernes Kreuz
aufgestellt
haben.
Text: Wilhelm Ott, Sprecherin: Kim Bagus, Intro: Ulrich Fogel
Literatur:
Sagen,
Mythen und Märchen, Sonderband der „Landschaft
Dreieich“, Blätter für Heimatforschung,
1994