DreyEicher Grenzweg

DreyEicher Grenzweg

Stein No 38

Der Hengstbach und der Waldmüller

Audio:


Etwa 500 Meter von hier entfernt plätschert der Hengstbach durch die Mitteldicker Wiesen. Noch vor wenigen Jahrzehnten versickerte er vor Zeppelinheim im Untergrund und trat einige Kilometer weiter westlich bei Walldorf unter dem Namen Gundbach wieder zutage. Heute fließt er wieder an der Oberfläche und an Zeppelinheim vorbei und dann entlang der Autobahn. Um den Flughafen herumgeleitet, wechselt er nun südlich davon seinen Namen in Gundbach. Dieser vereint sich beim Jagdschloss Mönchbruch mit dem Geräthsbach zum Schwarzbach, der bei Geinsheim in den Rhein mündet.

Das Quellgebiet des Hengstbachs liegt in der Hundslochwiese unterhalb des Hexenberges in Dietzenbach. Er durchquert die Dreieicher Ortsteile Götzenhain, Dreieichenhain, Sprendlingen und Buchschlag. In seinem Lauf trieb er früher, als er noch viel mehr Wasser führte, die Räder von sechs Mühlen an.

Die erste Mühle war die Götzenhainer Gerhardsmühle. 1954 wurde sie durch ein modernes Wohnhaus ersetzt. Die zweite Mühle am Hengstbach war die Bergmühle in Dreieichenhain. Sie beherbergt heute ein renommiertes Restaurant. Die dritte Mühle, die Holzmühle, wurde vom Wasser des Hainer Woogs betrieben. Dort sind jetzt die Büros einer Softwarefirma untergebracht. Die Winkelsmühle folgte als nächste. Sie ist sehr schön renoviert und dient als Seniorenbegegnungsstätte. In der fünften Hengstbachmühle, der Kreuzmühle, wurde 1805 der spätere Gründer der Philipp Holzmann AG geboren. Nach der Anschaffung einer Dampfmaschine wurde das Anwesen auch Dampfmühle genannt. Die letzte Mühle am Hengstbachlauf war die Theisenmühle in Sprendlingen. Sie wurde 1986 abgerissen und durch einen Neubaukomplex ersetzt.

Der Sage nach soll es hier in der Nähe noch eine weitere Mühle am Hengstbach gegeben haben: die Waldmühle. Der Waldmüller soll ein Geizhals gewesen sein, ein Betrüger, der einen Teil des Korns, das die Bauern zum Mahlen anlieferten, für sich abzweigte. Eines Tages kam ein alter Mann an die Mühle und bat um Mehl für hungernde Familien. Der Müller lehnte schroff ab. Aber oh Schreck! In der Nacht versiegte der Hengstbach, und das Mühlrad stand still. Der alte Mann kam wieder und bat um Mehl aus den Vorräten des Müllers. Erneut lehnte dieser verärgert ab. In der folgenden Nacht kam ein Gewitter auf, und ein Blitz setzte die Mühle in Brand. Vor Zorn und Verzweiflung rannte der Müller in den Wald und erhängte sich. Waldarbeiter sollen an dieser Stelle ein hölzernes Kreuz aufgestellt haben.

Soweit die Kurzfassung der Sage. Es existieren allerdings keine konkreten Hinweise auf eine Mühle im Mitteldicker Wald. Aber es gibt das Hölzerne Kreuz an der Grenze zu Frankfurt. Auf einer Stele am Kreuz wird auf die Waldmüller-Sage Bezug genommen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass das vielfach erneuerte Hölzerne Kreuz ein Grenzmal der Landschaft Dreieich war. Vieles in seiner Geschichte bleibt im Dunkeln.


Text: Wilhelm Ott, Sprecherin: Kim Bagus, Intro: Ulrich Fogel

Literatur: Sagen, Mythen und Märchen, Sonderband der „Landschaft Dreieich“, Blätter für Heimatforschung, 1994

Karte

Impressum

Datenschutz